Die wenigsten Eltern haben das Fachwissen, welchen Lehrstoff sie ihren Kindern vermitteln sollen und auf welche Art sie das am besten tun. Im Gegensatz zu den meisten Eltern sind Lehrer speziell dafür ausgebildet. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Eltern den Unterrichtsstoff einer zehnten Klasse etwa für die Fächer Latein, Mathematik, Sport, Physik, Chemie, Biologie, Musik, Kunst und Literatur genauso gut beherrschen und genauso gut vermitteln können wie ausgebildete Fachlehrer. Die Schule ist die Grundlage für eine breit angelegte Bildung.
Eltern haben auch außerhalb des Unterrichts umfassende Möglichkeiten, sich um die Bildung ihrer Kinder zu kümmern. Mutter oder Vater können mit ihnen in Museen, in den Wald und in den Zoo gehen, oder mit ihnen Sprachen lernen, musizieren und Sport treiben.
Lehrer sind Spezialisten, wenn es darum geht, Kindern und Jugendlichen Wissen zu vermitteln. Zweifellos muss die Lehrer-Ausbildung noch verbessert werden. Aber es grenzt an Selbstüberschätzung, wenn Eltern ohne jegliche fachliche Ausbildung von sich behaupten, dass sie diese Aufgabe genauso gut oder sogar besser erfüllen können als Lehrer. Wer die Schule beendet hat, muss über Spezialwissen verfügen, um dann für die Berufsausbildung oder ein Studium gerüstet zu sein. Abgesehen davon ist Schule ja nicht nur eine reine Wissensvermittlungs-Anstalt. Kinder lernen dort auch, sich sozial (gesellschaftlich) zu verhalten. Dieses soziale Lernen findet auch zwischen Schülern und Lehrern statt. Wer nur zu Hause lernt, dem fehlt dieses vielschichtige Umfeld.
Gerade in einer Demokratie (Herrschaft des Volkes) ist es wichtig, dass Menschen frühzeitig lernen sich zu beteiligen, einzumischen und Verantwortung zu übernehmen. Und genau das bekommen sie in der Schule vermittelt. Deshalb halte ich es für bedenklich, wenn Eltern ihre Kinder abschotten wollen. Auf diese Weise lernen Kinder die Außenwelt nur kennen, nachdem ihre Eltern sie gefiltert haben. Es erscheint mir klar, dass es fast zwangsläufig zu Problemen kommt, wenn Kinder oder Jugendliche diese Scheinwelt irgendwann einmal verlassen müssen, um in der richtigen Welt Fuß zu fassen.
Hier geht's zum Interview mit einer Mitarbeiterin des "Netzwerk Prävention (Vorbeugung) von Schulmüdigkeit und Schulverweigerung":